Wo der „Bartl“ den Most herholt !

Das Niederösterreichische Mostviertel war durch Jahrhunderte geprägt von einer traditionellen bäuerlichen Landwirtschaft. Riesige Vierkanthöfe mit tiefen Mostkellern, geheimnisumwitterte Dörr- und Presshäuser inmitten einer einzigartigen, sanft hügeligen Obstbaumlandschaft prägen die Region. Vieles an Tradition, alten Sitten und Gebräuchen hat sich erhalten: So wissen die Bauern des Mostviertels noch ganz genau, "Wo der Bartl den Most herholt!"

A Mosthaus, a guats Haus !

Vor rund 50-300 Jahren konnten die Bauern des Mostviertels ihre Vierkanthöfe zu jener Größe und Schönheit ausbauen, wie sie heute zu sehen sind. Dörrhäuser und Kellerstöckl (Presshäuser) wurden errichtet, um die wertvollen Birnen zu den besten Mostviertler Köstlichkeiten zu verarbeiten. Heute sind die Mostbirnen wieder das „Gold der Mostbauern“. Im „Mostland“ Mostviertel fühlt sich die tiefwurzelnde Mostbirne besonders wohl. Es ist das größte geschlossene Mostbirnbaumgebiet Europas – das Land der Mostbirne. Etwa 100-200 Jahre wird der Birnbaum alt, und schenkt uns bis zu 1000 kg Früchte/Baum und Jahr. Mostbirnen und -äpfel die unsere Mostbauern zu köstlichen Säften und Mosten verarbeiten.

Die Geschichte

Schon Kelten und Römer vertrauten auf die gesunde Wirkung des Mostes. Minnesänger rühmten ihn in ihren Liedern. Und doch galt der Most lange Jahre als einfacher „Haustrunk“. Dass sich das Bild gewandelt hat, ist dem Ideenreichtum und Qualitätsbewusstsein der Mostviertler zu verdanken. Heute kann man den besonderen Saft nicht nur bei den gemütlichen Mostheurigen genießen, sondern auch in den gepflegten Wirtshäusern der Region.

Was ist Most!

Most ist der vergorene Birnen oder Apfelsaft, laut österreichischem Weingesetz auch „Obstwein“ genannt. Gesundheitsfördernde Aspekte, Traditionsbesinnung und die Wiederentdeckung von regionalen Naturprodukten führen heute zu einer neuen Renaissance des Mostes und der zahlreichen Obstprodukte (Naturfruchtsaft, Most, Schaumwein, Zider, Schnaps, Likör, Dörrobst,…). Most wird im Mostviertel zu 70–90 % aus Mostbirnen hergestellt.

So wird Most gemacht!

Die Zubereitung von Most ist genauso anspruchsvoll wie die von Wein. Qualitativ hochwertiges Obst – im Mostviertel vorwiegend Mostbirnen – wird von Hand gelesen, säuberlich gewaschen und gepresst. Der frische Saft kommt für 6 bis 8 Wochen in Gärfässer und wird – bevor er trinkfertig ist – abgezogen dann filtriert und geklärt. Für jene die den fruchtigen Geschmack ohne Alkohol bevorzugen, landet der Direkt-Presssaft gleich pasteurisiert in Flaschen – also als natürlich gesunder Apfel- und Birnensaft bzw. als „Mostviertler Süßmost“. Tradition, moderater Alkoholgehalt, erfrischend und natürlich Mostbirnen reifen, im Gegensatz zu den kultivierten Speisebirnen, hoch oben in den Kronen der wuchtigen Birnbäume heran, nicht erreichbar für irgendwelche Pestizide. Das ist auch gut so, bleibt doch der natürliche Fruchtgenuss in den vollreif geernteten („geklaubten“) Früchten.

Most ist natürlich und erfrischend.

Mit nur 4 bis 8 Volumsprozent Alkohol reiht er sich vom Alkoholgehalt her zwischen Bier und Wein ein. Ein erfrischender g´spritzer Most hat somit nicht mehr als 2-4 Vol.% Alkohol, optimal zum Erfrischen und auch für Autofahrer unbedenklich (Zum Vergleich: Bier hat etwa 5 Vol.% Alkohol, Wein rund 12 Volumprozent). Von Birnen und Äpfeln Birnen haben im Gegensatz zu Äpfeln meist weniger Säure (deswegen ist Birnenmost milder), dafür oft mehr Gerbstoffe, wie sie auch in gehaltvollen Rotweinen vorkommen.

Eingesessene Mosttrinker bevorzugen „g´mischte“ Moste, welche im Mostviertel aus 2/3 bis 3/ 4 Birnen (der Rest Äpfel) hergestellt werden. Viele Produzenten stellen auch den traditionellen gemischten Birnmost her, den man am besten als „Cuvée“ beschreiben kann. Verschiedenste miteinander harmonierende Birnensorten werden gemischt und werden zu besonders harmonischen Spezialitäten ausgebaut.

Für jeden Geschmack der richtige Most !

Das hellgelbe bis bernsteinfarbene Getränk schmeckt erfrischend spritzig nach Obst und wird in vier Geschmacksrichtungen angeboten: mild, halbmild, kräftig und resch. Diese Einteilung erleichtert dem „Mostdippler“ ohne vorherige Verkostung seine persönlichen Vorlieben zu definieren. Während in anderen Gegenden Österreichs eher säuerlich schmeckende Apfelmoste getrunken werden, bevorzugt man im Mostviertel mild-fruchtige Birnenmoste. Detailierte Infos zu den Geschmacksrichtungen, etc. finden Sie im Most+Kost-Leitfaden

Reinsortige Spezialitäten für Kenner In den letzten Jahren hat sich in der Moststraße ein Trend hin zu „reinsortigen“ Mosten bemerkbar gemacht. Nur bestes Obst von nur einer Sorte wird gepresst, vergoren und sortentypisch ausgebaut. Reinsortige Moste der zahlreichen bodenständigen und geschmacksunterschiedlichen Mostbirnensorten (Dorschbirne, Speckbirne, Knollbirne, Stieglbirne, Rosenhofbirne …) sind echte Spezialitäten.